Bitte kein Neid!

Nein, der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) ist keineswegs arrogant. Er ist auch nicht eitel, und schon gar nicht ist er unvorsichtig, weil er dieser Tage die schrittweise Lockerung der Corona-Massnahmen in Angriff nimmt.

Die Regierung Kurz hat bereits rund drei Wochen vor den anderen europäischen Ländern rigorose Massnahmen zur Eindämmung des Virus ergriffen – mit grossem Erfolg: Die Ausbreitung in Österreich ist moderat. Entsprechend früher kann er nun – in kleinen Schritten – an eine kontrollierte Öffnung gehen. Selbstredend immer mit Blick auf die weitere Entwicklung der Zahlen.

Bundeskanzler Kurz hat die Corona-Krise bislang souverän, entscheidungsstark und transparent gemeistert (das Ischgl-Debakel kann hierbei ausser Acht gelassen werden, denn es geht auf ein Versagen der lokalen Behörden zurück).

Kaum geht Österreich also den nächsten logischen Schritt im Rahmen seines Plans zur Bekämpfung des Virus, reiben sich die Politiker und Bürger der anderen Länder verwundert die Augen: Ja, wie denn, was denn, wo denn? Der lockert schon die Massnahmen? Wieso denn wir dann nicht auch?

Ganz einfach: Weil in allen anderen Länder viel später Massnahmen ergriffen wurden!

Aber damit nicht genug: Statt der Einsicht, dass die Regierung Kurz es ganz einfach besser gemacht hat, schallt ihm nun von vielen Seiten der Vorwurf der Überheblichkeit entgegen. Nichts anderes als Neid ist das! Denn auf die Frage von Journalisten, wie er denn diese Lockerung bereits zu einem so frühen Zeitpunkt rechtfertigen könne – wie bitteschön sollte Kurz hierauf anders reagieren, als es so zu sagen, wie es ist: Er kann früher aufmachen, weil er früher dicht gemacht hat. Ganz einfach.

Wer darin Eitelkeit, Arroganz und Überheblichkeit zu erkennen gewillt ist, liegt nicht nur falsch, sondern legt einen menschlichen wie politischen Offenbarungseid ab. Erstens: Statt Einsicht in die Fehler, die im eigenen Land gemacht wurden, wird neidvoll und kleinkrämerisch auf Andere gezeigt. Zweitens: Statt den Vorsprung, über den Österreich verfügt, als Lehrstück zu nutzen für die eigene Weiterentwicklung des Krisen-Managements, wird Rivalität geschürt – also exakt das, was Kurz vorgeworfen wird.

Hier wird das Opfer zum Täter gemacht. Mit dem Ziel, vom eigenen Versagen abzulenken.

Kommentar in der Süddeutschen Zeitung über das angeblich „deplatzierte Eigenlob“ von Sebastian Kurz

Stand heute, 19.08 Uhr, weltweit (Quelle: Johns Hopkins Universität):

Zahl der Infizierten: 1.452.378
Zahl der Toten: 83.615
Zahl der Genesenen: 308.757

2 Gedanken zu „Bitte kein Neid!“

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